„Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort…“
Zugegeben, dieses Lied ist schon deutlich älter als ich. Aber diese Liedzeile gibt – mit einem Augenzwinkern – meinem Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre im Vikariat eine passende Überschrift.
Vielleicht haben Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, schon so manches Mal gefragt: „Wo ist eigentlich die Vikarin?“ Mal ist sie nicht da und dann taucht sie plötzlich wieder auf. Mal ist sie im Prediger*innenseminar in Loccum, mal in der Schule, mal schreibt sie Hausarbeiten, mal ist sie hier, mal dort. Und jetzt geht sie bald schon wieder fort. Zeit für einen Rückblick!
Im Oktober 2019 bin ich aus Leipzig nach Braunschweig gekommen, genauer gesagt: nach Riddagshausen-Gliesmarode. Ich erinnere mich, wie ich noch vor Vikariatsbeginn in der Bugenhagenkirche den Vorstellungsgottesdienst der Konfirmand*innen besuchte. Da ahnten die Jugendlichen und ich noch nicht, dass wir viele gemeinsame Stunden bis zur Konfirmation miteinander verbringen werden. Und mir selbst waren die neuen Orte noch fremd. Doch das änderte sich bald. Denn ab November 2019 füllte sich mein Kalender zügig mit Terminen, Dienstbesprechungen und Treffen mit Menschen, die ich kennenlernen konnte. Geschichten, die ich hören durfte und Erlebnisse, die ich gesammelt habe. Gemeinsam mit Ihnen habe ich meine ersten selbst gestalteten Gottesdienste, Taufen und Beerdigungen gefeiert. In Ihrer Gemeinde habe ich das bunte Gemeindeleben samt lebendigem Adventskalender, Feriengottesdienst auf dem Aki, Wasserschaden im Jugendzentrum und Einschulungsgottesdienste miterlebt. Sie haben mit mir im Examensgottesdienst mitgefiebert und sich mit mir gefreut, als die Prüfung bestanden war. Ich habe Konflikte und Versöhnungen miterlebt, Fragen gestellt und von Ihnen Antworten erhalten. Und dann war da noch Corona. Die Pandemie hat auch mein Vikariat durcheinandergebracht. Aber ich bin dankbar für die Schritte, die wir gegangen sind. Und so stelle ich mir Kirche vor: ein Ort, an dem Menschen ihr Leben in allen Farben und Zwischentönen teilen, wo immer wieder neu gesucht wird, was dem Leben Sinn und Tiefgang verleiht und immer neue Wege erschlossen werden.
Wenn ich zurückschaue, waren da viele Erfahrungen, die mir geholfen haben, mich auf dem Weg zur Pastorin weiterzuentwickeln. All den Menschen, die mich begleitet und meine Zeit geprägt haben, die mich willkommen geheißen, unterstützt und mir Vertrauen entgegengebracht haben, möchte ich danken. Insbesondere meiner Mentorin Pfarrerin Sabine Wittekopf und allen Mitarbeiter*innen.
„Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort…“. Dieser Satz wird mich noch eine Weile begleiten. Heute bin ich noch in Riddagshausen-Gliesmarode und morgen (ab März) in Wien. Dort werde ich für ein Jahr ein Spezialvikariat bei der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (kurz: GEKE) im Bereich der Ökumenearbeit machen. Mit meinen Erfahrungen aus Riddagshausen-Gliesmarode bin ich gut ausgestattet für die nächsten großen und neuen Schritte in meinem Leben. Braunschweig wird aber erstmal weiterhin ein Ort sein, an den ich regelmäßig zurückkehre.
Aber bis ich fort muss, freue ich mich, wenn Sie mich noch auf den letzten Schritten in Ihrer Gemeinde begleiten: Am 6.2. halte ich meinen letzten Gottesdienst mit Pfarrerin Wittekopf in der Bugenhagenkirche und am 13.2. werde ich in der Klosterkirche um 11 Uhr verabschiedet. Herzliche Einladung!
Ihre Vikarin Kathleen Müller