„Von meinem Lieblingsplatz auf dem Fußboden sehe ich ein Stück vom blauen Himmel, sehe den kahlen Kastanienbaum, an dessen Zweigen kleine Tropfen schillern, und die Möven, die in ihrem eleganten Gleitflug wie aus Silber scheinen. Aber ich sah auch aus dem offenen Fenster über ein großes Stück von Amsterdam hin, über alle Dächer bis an den Horizont, der so im hellen Blau verschwommen war, dass ich die Scheidungslinie nicht deutlich sehen konnte. ‚Solange es das noch gibt‘, dachte ich, ‚diese strahlende Sonne, diesen wolkenlosen blauen Himmel, und ich das noch erleben kann, darf ich traurig sein.‘
Für jeden, der einsam oder unglücklich ist oder in Sorge, ist das beste Mittel hinauszugehen, irgendwohin, wo er [oder sie] alleine ist, allein mit dem Himmel, mit der Natur, mit Gott. Dann, nur dann fühlt man, dass alles ist, wie es sein soll und dass Gott die Menschen in seiner einfachen schönen Natur glücklich sehen will. Solange es so ist – und es wird wohl immer so sein – weiß ich, dass es unter allen Umständen einen Trost gibt für jeden Kummer, und ich glaube bestimmt, dass die Natur so vieles Leid erleichtert.“
Anne Frank